Donnerstag, 15. Juli 2010

DFB beschließt Wettverbot

Der Deutsche Fußball-Bund hat als Konsequenz aus dem Wett- und Manipulationsskandal ein generelles Wettverbot für alle Beteiligten am Profi-Fußball beschlossen.

Mit gravierenden Satzungsänderungen hat der Deutsche Fußball-Bund (DFB) auf den Wett- und Manipulationsskandal reagiert und den gefährdeten Wettbewerb in dieser Saison gesichert. Zudem wurden auf dem Außerordentlichen Bundestag in Mainz die Weichen für die Einführung einer eigenen Fußball-Wette gestellt. Die 253 Delegierten stimmten am Donnerstag bei nur einer Enthaltung dafür, dass Einsprüche gegen eventuell manipulierte Spiele spätestens bis zum viertletzten Spieltag einzulegen sind und nach dem 30. Juni nicht mehr auf Punktverlust oder Spielwiederholungen im Zusammenhang mit Pflichtspielen der abgelaufenen Saison entschieden werden kann. Zudem wurde einstimmig ein generelles Wettverbot für Spieler, Trainer, Funktionäre und Schiedsrichter beschlossen.

"Ab jetzt steht der Fußball wieder im Mittelpunkt", sagte DFB-Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder. Sein Amtskollege Theo Zwanziger stellte zufrieden fest: "Es war wichtig, den Wettbewerbsfrieden herzustellen. Wenn uns dies nicht gelungen wäre, hätte ich künftig unruhig geschlafen." Die Einspruchsfrist sei notwendig, um für die Zukunft besser gewappnet zu sein. "Die sportpolitische Gerechtigkeit findet dann ihre Grenze, wenn sie zum Chaos im Wettbewerb führen würde. Wir wollen damit keine rechtsstaatlichen Mittel abschneiden und verbieten auch nicht den Gang vor das Schiedsgericht", sagte Zwanziger.

In demonstrativer Einigkeit ein sportpolitischer Schlusspunkt gesetzt

Innerhalb von nur knapp zwei Stunden wurde hinter den am 22. Januar bekannt gewordenen Manipulationsskandal in demonstrativer Einigkeit ein sportpolitischer Schlusspunkt gesetzt. In der Folge des Skandals hatte es 16 Einsprüche gegen die Wertung von Spielen gegeben, zwei Partien wurden wiederholt. "Der Wettskandal hat einen Schatten auf den deutschen Fußball geworfen. Aber wo Schatten ist, gibt es auch Licht", rief Zwanziger den Delegierten zu, die im Vorfeld des Bundestages auf Linie gebracht worden waren. Lediglich der Antrag 14, die Schaffung der Voraussetzungen für die Einführung einer eigenen Fußball-Wette von der Saison 2006/07 an, stieß auf Ablehnung bei einigen Liga-Mitgliedern.

Nach einem Einspruch der Landesverbände wurde der Inhalt des Antrages "gravierend verändert", kritisierte Bayern Münchens Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge, der deshalb seine Zustimmung verweigerte. Die neue Textfassung wurde aus dem Grundlagenvertrag zwischen DFB und DFL übernommen, wonach der DFB-Partner Oddset erster Ansprechpartner bei der Einführung einer solchen Wette sein soll. "Die Liga wird eine eigene Lizenz haben müssen, um Geld zu regenerieren", erklärte Rummenigge. Liga-Chef Werner Hackmann sprach von einem Missverständnis und resümierte: "Von Bedeutung ist, dass wir eine eigene Wette starten können. Wir werden die Lizenz beantragen, dann mit Oddset sprechen, und wenn wir uns nicht einigen, machen wir es alleine."

Ein endgültiger Schlussstrich ist noch nicht gezogen

Nach Angaben von Zwanziger werden derzeit rund 2,5 Milliarden Euro auf dem deutschen Wettmarkt umgesetzt, davon jedoch lediglich 500 Millionen Euro durch den DFB-Partner Oddset. "Es kann nicht sein, dass der Fußball die Plattform bietet, aber nur zu einem geringen Teil profitiert. Wir sind nicht undankbar gegenüber unseren Partnern, wollen aber einen gerechten Anteil an diesem Markt. Der deutsche Fußball hat das Recht, strategische Maßnahmen für die Zukunft zu treffen", verteidigte der DFB-Präsident den Plan.

Trotz der Beschlüsse von Mainz ist ein endgültiger Schlussstrich unter den Skandal längst nicht gezogen. Der Karlsruher SC wird definitiv vor das unabhängige DFB-Schiedsgericht ziehen, um eine Wiederholung der mit 0:3 verlorenen Partie gegen den MSV Duisburg zu erwirken. Das Urteil des DFB-Sportgerichts gegen den Hauptbeschuldigten Robert Hoyzer steht ebenso noch aus wie eine Schadenersatzklage des DFB. Am Freitag verhandelt das Sportgericht über eine Sperre gegen Schiedsrichter Torsten Koop. Auch die sportliche Zukunft von Jürgen Jansen ist weiter ungewiss. "Wir sind noch nicht am Ende", räumte Zwanziger ein.

"Das Vertrauen von FIFA und UEFA ist ungetrübt"

Immerhin konstatierten die DFB-Funktionäre, dass durch den Skandal für den deutschen Fußball international kein erkennbarer Schaden entstanden ist. "In vielen Gesprächen habe ich den Eindruck gewonnen, dass uns zugetraut wird, mit der Situation fertig zu werden. Das Vertrauen von FIFA und UEFA ist ungetrübt", sagte Horst R. Schmidt, Vizepräsident des DFB und WM-Organisationskomitees.

"Es war beeindruckend zu verfolgen, wie konsequent das Problem angepackt und gelöst wurde", zollte Bundestrainer Jürgen Klinsmann Anerkennung für die zügige Aufarbeitung. DFB-Präsident Mayer-Vorfelder ging daher zur Tagesordnung über: "Wir lassen uns durch die Unkenrufe, der Wettskandal würde seine Auswirkungen haben, die Vorfreude auf die Fußball-WM nicht nehmen."

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