Donnerstag, 15. Juli 2010

Neuer Grundlagenvertrag im deutschen Fußball

Nach monatelangem Ringen haben sich der Deutsche Fußball-Bund (DFB) und die Deutsche Fußball-Liga (DFL) auf einen neuen Grundlagenvertrag verständigt. Demnach werden künftig die Bundesliga-Vereine an allen Einnahmen der Nationalmannschaft beteiligt.

dpa HAMBURG. Nach monatelangem Ringen haben sich der Deutsche Fußball-Bund (DFB) und die Deutsche Fußball-Liga (DFL) auf einen neuen Grundlagenvertrag verständigt. Demnach werden künftig die Bundesliga-Vereine an allen Einnahmen der Nationalmannschaft beteiligt.

Zudem besitzen die Profi-Clubs künftig mehr Mitsprache im DFB. Die in einer "Elefantenrunde" aus Spitzen von DFB und DFL ausgearbeitete und bis zum 30. Juni 2009 befristete Vereinbarung soll noch vor dem DFB-Bundestag in Osnabrück (22.-23. Oktober) unterzeichnet werden.

"Wir sind uns eigentlich einig geworden über den Inhalt des künftigen Grundlagenvertrages", bestätigte DFL-Vizepräsident Wolfgang Holzhäuser im dpa-Gespräch das am Vorabend in mehrstündigen Verhandlungen in der Frankfurter Verbandszentrale erzielte Ergebnis. Demnach kam die künftige DFB-Doppelspitze mit Gerhard Mayer-Vorfelder und Theo Zwanziger der DFL-Forderung nach einer wirtschaftlichen Neuausrichtung mit weit reichenden Zugeständnissen nach. "Die Abgabenregelung des DFB an die DFL wurde auf eine völlig neue Basis gestellt", sagte Holzhäuser.

Bislang überwies die Bundesliga drei Prozent ihrer TV-Einnahmen, im vergangenen Jahr rund 12,7 Mill. Euro, an den DFB. Auf der anderen Seite bekam die DFL unter anderem 25 Prozent von den Einnahmen des DFB aus der TV-Vermarktung der Nationalmannschaft, zuletzt jährlich rund 8,5 Mill. Euro. Dieser Passus wird künftig auf alle Überschüsse ausgeweitet, die der Verband mit seinem Aushängeschild erzielt, vor allem auf die Preisgelder bei Welt- und Europameisterschaften sowie auf die Sponsoren-Zuwendungen. "Alles, was mit der Nationalmannschaft zusammenhängt, wird da reingepackt", verdeutlichte Holzhäuser. Offen ist noch, mit welchen Prozentsätzen die Liga beteiligt wird. "Da wird noch gerechnet", sagte der Geschäftsführer von Bayer Leverkusen.

Die Nationalmannschaft ist praktisch die Lebensader des DFB, wie der Noch-Schatzmeister und künftige starke DFB-Mann Zwanziger verdeutlicht. Rund 80 Prozent des Jahres-Etats von rund 61 Mill. Euro spielt das Flaggschiff des Verbandes ein, und vor allem bei den Preisgeldern zeichnet sich eine Gewinn-Explosion ab. Bei der WM 2002 und der EM 2004 betrug der Reingewinn für den DFB jeweils rund zwei bis drei Mill. Euro, doch schon bei der WM in zwei Jahren im eigenen Land könnte sich dieser Betrag mehr als verdoppeln. Als Neuerung wird in einer Präambel auch erstmals festgelegt, dass außer dem DFB auch die DFL und die Vereine einen rechtlichen Anspruch auf eine Beteiligung an Vermarktungsrechten des Fußballs haben.

Der Grundlagenvertrag wurde bei der Abspaltung der DFL vom DFB im Jahr 2000 abgeschlossen mit dem Ziel, einen möglichst gerechten finanziellen Ausgleich zwischen Dachverband und Profilager zu garantieren. "Von uns aus gesehen gab es keinen Grund für Neuverhandlungen, denn der DFB hatte keine Einbrüche. Aber ich muss akzeptieren, dass die Situation für die Liga eine andere ist, insbesondere wegen der Kirch-Krise", sagte Zwanziger. Kein Nachgeben des Verbandes gibt es aber in der Frage der Zuständigkeit für den DFB-Pokal, der weiter unter der alleinigen Regie des DFB ausgespielt wird.

Auch DFB-Sprecher Harald Stenger bestätigte, dass "die Verhandlungen zum Abschluss gekommen sind", ging aber nicht auf Einzelheiten ein: "Über die Details werden wir das DFB-Präsidium informieren." Das DFB-Gremium wird ebenso wie der Liga-Vorstand abschließend über den jetzt verfassten Beschluss abstimmen, um den Weg für einen reibungslosen DFB-Bundestag freizumachen. "Mit der Verabredung über den Grundlagenvertrag stehen eine Reihe anderer Anträge im Zusammenhang, die im Grunde wechselseitig unterstützt werden", verdeutlichte Zwanziger. So gilt nun als sicher, dass Holzhäuser sechster DFB-Vizepräsident wird. Damit verfügt die DFL im höchsten Gremium über eine Sperrminorität.

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