Donnerstag, 15. Juli 2010

Fußball gegen das Leben unter der Brücke

Göteborg/dpa. Kaum ist die Fußball-Europameisterschaft in Portugal beendet, gibt es ein Weltturnier in Göteborg - allerdings ein ganz spezielles: In Schwedens zweitgrößter Stadt findet derzeit die zweite Fußball-Weltmeisterschaft der Obdachlosen statt. Die etwa 300 Spieler sind Alkoholiker, Flüchtlinge oder Menschen, deren Leben aus den unterschiedlichsten Gründen in die Obdachlosigkeit führte. Sie kommen aus allen fünf Kontinenten. Organisator des ungewöhnlichen Turniers ist der Verband der Straßenzeitungen.

Mit einer Parade aller Spieler hatte das Treffen am vergangenen Sonntag begonnen.

Die Flaggen aller 26 beteiligten Länder wurden feierlich gehisst. Schauplatz ist keine Fußballarena, sondern der belebteste Platz in der Innenstadt. «Mehr als 1000 Zuschauer feuern die Akteure bei jedem Spiel an», berichtete der Österreicher Harald Schmied, einer der Initiatoren des Turniers. Schmied, der bei der Straßenzeitung «Megaphon» in Graz arbeitet, betonte: «Wir können die materiellen Umstände der obdachlosen Spieler nicht ändern, aber die mentalen und psychologischen Faktoren bekämpfen.» Das Turnier diene auch dazu, auf Obdachlosigkeit und Armut aufmerksam zu machen.

Bei der Veranstaltung, die eine Woche dauert, stehen drei Begegnungen pro Team und Tag auf dem Spielplan. Wenn nicht gespielt wird, ist eine Stadtrundfahrt im Angebot oder der Besuch eines Vergnügungsparks, auch Diskussionen und Seminare stehen zur Auswahl. Das Konzept hat gegriffen. Nach Angaben der Organisatoren haben 31 der 141 Spieler des vergangenen Turniers inzwischen wieder eine Arbeit, und etwa 50 haben ihr Leben geändert, gehen wieder zur Schule oder befinden sich in der Rehabilitation.

Die nächsten Weltmeisterschaften der Obdachlosen sollen in einem Jahr in New York und 2006 in Kapstadt in Südafrika stattfinden. Übrigens: Die erste WM gewann Österreich im eigenen Land gegen England.

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